Unter Kanibalen

die Geldsendungen , besonders in der Nachkriegszeit, ausblieben , mussten wir sehen , wie wir durchkamen . Wenn es auch manchmal knapp herging, so dürfen wir doch wie einst die Jünger bekennen , dass wir nie Mangel hatten . Sieben Jahre waren so vergangen . Schon war das Markusevangelium in der Manussprache gedruckt, ebenso ein Liederbüchlein mit Katechismus. Auch waren viele Geschichten aus den anderen Evangelien , die Apostelgeschichte und auch alttestamentliche biblische Geschichten übersetzt. Die Schularbeit nahm ihren Fortgang, wenn sie auch nicht immer leicht war. Hatten wir doch alle Altersklassen von 8 bis 25 Jahren beisammen . Die wilden braunen Kinder hatten zu Hause kein Stillsitzen gelernt, und Gehorsam war ihnen ein fremder Begriff. Da brauchte es viel Gnade und Liebe, sie in den Schranken zu halten .- Ab und zu wurden Reisen in die nähere und fernere Nachbarschaft gemacht. Im Jahre 1921 musste Bruder Kraft nach Hause zurückkehren . Nicht leicht waren für mich die zwei Jahre gänzlichen Alleinseins, die nun folgten; doch der Herr gab Gnade, und endlich kam die Zeit, da ich meine liebe Braut im Jahr 1923 empfangen durfte. Der Herr hat uns nun sechs Außenstationen geschenkt, von denen manches Erfreuliche zu berichten wäre, so z.B. von Loniu, das eines der größten Dörfer von Manus ist und gleichsam eine Hochburg Satans war. Lange verhielten sich die Loniuer ablehnend gegen alles Göttliche; doch dann hat der Herr ihre Herzen gelenkt, dass sie ganz kurzer Zeit ein Gotteshaus mit etwa 200 Sitzplätzen erbauten . Welche Freude war es, als meine liebe Frau im Jahr 1928 einige Jahre dort sein uns sehen konnte, wie die Kirche fast jeden Morgen und jeden Abend bei den Andachten mit den lieben Braunen gänzlich gefüllt war. Und wie hielten sie die Sonntage! Möge Gottes Geist ihrer viele zum wahren Lichte bringen! Die Erstlinge aus diesen Kannibalen sind bereits getauft. Auch kurz bevor wir 1929 in die Heimat zurückkehren durften , hatten wir noch einmal ein kleines Tauffestchen . Unter den Getauften war auch ein junger Mann , der bei den Engländern in der Schule gewesen war und den die Regierung dann als Lehrer angestellt hatte. Später wurde er krank, und sie schickten ihn fort. Er kam auf unsere Station , und ich unterrichtete ihn im Worte Gottes. Eines Tages kam ich zu ihm; er weinte und bekannte seine Sünden . "Sieh , alles das habe ich getan ," sagte er mir. - "Gewiss," antwortete ich , "das hast du getan , und Sünde ist Sünde, aber bei dir kann man auch sagen , wie Paulus von sich sagt: Ich habe es unwissend getan ." Ich wies ihn auf Jesus und Sein Blut hin , und da sagte er zu mir: "Ja, in ! von ! 10 11

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