Unter Kanibalen

Es ist gegen vier Uhr nachmittags. Der Anker ist gefallen , und wir sind am Ziel unserer Reise angelangt: auf den Admiralitätsinseln , deren größte Manus heißt. Sieben Jahre hatte man schon in unserer Mission im Gebet ihrer gedacht. Auf Anregung des Bundes gläubiger Offiziere in Deutschland hin sollte nun die Arbeit an diesen Heiden begonnen werden . Noch kein Bote des Friedens hatte bisher den Weg zu ihnen gefunden . Ungestört übte der Fürst der Finsternis seine Herrschaft über sie aus. Jetzt durften Bruder Kraft und ich im Auftrag unserer Mission dem Befehl des Heilands: „Predigt das Evangelium aller Kreatur!“ auch hier gehorchen . Am 24. März 1914 hatten wir die „Gneisenau“ vom Norddeutschen Lloyd in Genua bestiegen . Die Reise war durch den Suezkanal nach Colombo gegangen und von da weiter nach Australien . Von hier aus hatte uns die Goblenz in das früher deutsche Gebiet von Neuguinea, nach dessen größter Hafenstadt Kabaul auf Neupommern , gebracht. Wie wurde das Auge bei der Einfahrt in den Hafen entzückt! Die umliegenden vulkanischen Berge, von denen uns „Mutter“ und „Tochter“ besonders grüßten prangten im schönen Grün , das durch den eben niedergegangenen Regen noch mehr erfrischt worden war. Langsam fuhr der Dampfer an einem hohen , aus dem Meer ragenden Felsen vorbei, auf dem wir das Wahrzeichen des Kreuzes erblickten . Kabaul ist der Sitz des Gouverneurs. Hier befinden sich die Agenturen von Schiffsgesellschaften , viele Handelsfirmen u. a. Manchmal werden hier die Leute nachts im Schlaf gestört, denn die Erde bewegt sich sehr häufig, fast jede Woche. Wir wurden von der Methodistischen Mission , die jetzt schon über 50 Jahre in Kabaul und Umgebung arbeitet, für etwa drei Monate freundlich aufgenommen . Es sollte dieser Aufenthalt für uns eine Vorbereitungszeit für unseren späteren Dienst auf den Admiralitätsinseln sein . Nur wenig konnten wir in Kabaul von jenem uns bestimmten Arbeitsfeld erfahren . Man wusste dort selbst nicht viel darüber. Soviel war bekannt: Auf den Manus vorgelagerten Inseln hatten große Firmen hie und da Händler angesetzt, die die Produkte der Eingeborenen einhandeln und Kokuspflanzen anlegen sollten . Aber wenn nach einigen Monaten das Handelsschiff wieder kam, fand es oft nur verkohlte Überreste. Es herrschte dort noch der Kannibalismus, die Menschenfresserei. Im ganzen Archipel waren die Manusleute gefürchtet. Unter sich selbst befehdeten sie sich fortwährend. Ein Dorf überfiel das andere. Sie töteten und verzehrten sich gegenseitig. Wie gingen sie dabei mit den Menschen um! Sie machten es mit ihnen ! von ! 2 11

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