Schulunterricht im Wohnzimmer

Fernschulunterricht in Japan

Seit 50 Jah­ren hilft die Deut­sche Fern­schu­le mit Sitz in Wetz­lar den Mis­sio­na­ren, ihre Kin­der zu unter­rich­ten. Rahel Gross lebt seit 2009 mit ihrer Fami­lie in Japan. Zusam­men mit ihrem Mann Andre­as ist sie unter ande­rem in der Gemein­de­grün­dungs­ar­beit aktiv. Sie berich­tet, wie uner­setz­lich ihr als Mut­ter von vier Kin­dern die Deut­sche Fern­schu­le gewor­den ist.

Rahel, seit wann nutzt Du die Deut­sche Fernschule?
Ich habe die ver­gan­ge­nen vier Jah­re mit dem Mate­ri­al der Deut­schen Fern­schu­le unter­rich­tet. In die­sem Som­mer endet für mich die Ära „Häus­li­cher Unter­richt“, weil Elia und Malea ab Sep­tem­ber die Deut­sche Schu­le in Yoko­ha­ma besu­chen werden.

Wie sieht der Unter­richt prak­tisch aus?
Der Unter­richt fin­det bei uns im Wohn­zim­mer statt. Wäh­rend die zwei Klei­nen spie­len, sit­zen die zwei Gro­ßen am Tisch und ver­su­chen, kon­zen­triert zu arbei­ten (lacht). In der ers­ten und zwei­ten Klas­se war ich noch sehr gefor­dert, weil ich alles vor­le­sen und die Auf­ga­ben beauf­sich­ti­gen muss­te. Doch inzwi­schen muss ich nicht mehr so viel hel­fen – eher moti­vie­ren, wei­ter­zu­ar­bei­ten –, sodass ich neben­her auch ein­mal Wäsche auf­hän­gen, kochen oder sonst etwas im Haus­halt machen kann.

Wel­che Unter­la­gen habt ihr zur Ver­fü­gung gestellt bekommen?
Wir bekom­men das gesam­te Unter­richts­ma­te­ri­al von Deutsch­land zuge­sandt. Vor allem im Fach Sach­kun­de gab es neben den Arbeits­blät­tern auch noch eini­ges an zusätz­li­chem Mate­ri­al. Wir haben gemein­sam Boh­nen gepflanzt, die Kin­der konn­ten Ver­su­che zum The­ma Strom unter­neh­men, wir bau­ten gemein­sam einen funk­tio­nie­ren­den Kran, ein Auto und eine sta­bi­le Brü­cke aus Streichhölzern.

Was sind eure Erfah­run­gen mit der Deut­schen Fernschule?
Wir haben durch­weg gute Erfah­run­gen mit der Deut­schen Fern­schu­le gemacht. Durch das kom­plett aus­ge­ar­bei­te­te Pro­gramm muss­te ich nicht selbst auf die Suche nach pas­sen­dem Unter­richts­ma­te­ri­al gehen. Wir konn­ten den Unter­richt wenn nötig fle­xi­bel gestal­ten und auch auf die Bedürf­nis­se unse­rer Kin­der und unse­ren Arbeits­all­tag als Mis­sio­nars­fa­mi­lie ein­ge­hen. Zudem hat­ten wir in Deutsch­land eine net­te Betreuungslehrerin.

Was for­dert beim Fern­un­ter­richt beson­ders heraus?
Es for­dert her­aus, zu unter­rich­ten, wäh­rend gleich­zei­tig klei­ne­re Geschwis­ter eben­falls Auf­merk­sam­keit benö­ti­gen. Weil ich zwei Kin­der in unter­schied­li­chen Klas­sen­stu­fen unter­rich­tet habe, muss­te oft eines war­ten, wäh­rend ich dem ande­ren gehol­fen habe. Ich war zudem dadurch gefor­dert, dass man­che der Auf­ga­ben bezie­hungs­wei­se Ver­su­che (vor allem in Sach­kun­de) für mich kaum umsetz­bar waren, weil ich immer noch zwei bis drei ande­re Kin­der zu beschäf­ti­gen hat­te. So haben wir man­che Ver­su­che nur in der Theo­rie bespre­chen kön­nen oder wir waren eben als gan­ze Fami­lie unter­wegs, um bei­spiels­wei­se eine Ver­kehrs­zäh­lung zu machen.

Was schätzt ihr an der Fernschule?
Wir schät­zen an der Fern­schu­le, dass sie uns ein gut aus­ge­ar­bei­te­tes Pro­gramm zur Ver­fü­gung stellt, mit dem unse­re Kin­der auch für den Wech­sel in eine deut­sche Schu­le gut vor­be­rei­tet sind. Ich fand es sehr gut, dass ich durch den Fern­schul­un­ter­richt vie­le Frei­hei­ten hat­te, das Pro­gramm an unse­re jewei­li­ge Fami­li­en­si­tua­ti­on anzu­pas­sen. Wenn wir zum Bei­spiel Mis­sio­nars­tref­fen hat­ten, gab es an die­sem Tag ein­fach kei­ne Schu­le. Vor dem Som­mer ver­such­ten wir immer, so viel wie mög­lich durch­zu­ar­bei­ten, sodass wir in der schwü­len und hei­ßen Zeit nicht so viel Unter­richt machen muss­ten. In den Arbeits­blät­tern ging es immer wie­der auch dar­um, dass Gott uns Men­schen liebt und dass er die Welt wun­der­bar geschaf­fen hat. Das fin­de ich spitze!

Die Deut­sche Fern­schu­le bie­tet staat­lich zuge­las­se­nen Fern­schul­un­ter­richt für deutsch­spra­chi­ge Vor­schul- und Grund­schul­kin­der im Aus­land an. Zu den Schü­lern gehö­ren Kin­der unter ande­rem von Ent­wick­lungs­hel­fern, Diplo­ma­ten, Mana­gern und Mis­sio­na­ren. Die Schu­le befin­det sich in Trä­ger­schaft eines gemein­nüt­zi­gen Vereins.