Alexander und Tabea Biskup leben mit ihren drei Kindern seit 2010 in Burundi. Sie waren in der Jugend- und Gemeindearbeit sowie an der Bibelschule in Muramvya tätig. Heute setzen sie sich in der Gemeindegründung unserer Partnerorganisation „Christian Life Ministries“ ein. Außerdem leiten sie das Team der Liebenzeller Missionare in Burundi. Ende letzten Jahres waren sie für einige Wochen in Deutschland, in dieser Zeit haben wir Alexander einige Fragen gestellt.
In Europa hört man wenig von der Corona-Situation in Afrika. Wie ist die Lage in Burundi?
In Burundi gibt es weniger als 800 Corona-Fälle. Auf Hygiene-Maßnahme wie Händewaschen wird an offiziellen Stellen geachtet. Durch die Ebola-Krisen in Afrika in den vergangenen Jahren sind die Menschen hier sensibilisiert. Trotzdem sind die Leute verunsichert. In den Kirchen bleiben zum Beispiel manche Menschen weg.
Und wie ist die politische und gesellschaftliche Situation derzeit? Burundi ist ja ein krisengeschütteltes Land.
Im Mai wurde ein neuer Präsident gewählt, im Juni ist der vorherige verstorben. Die Lage ist derzeit recht stabil. Wir sind nicht mehr im Krisenmodus wie in den Jahren zuvor. Vor der Wahl war die Unsicherheit im Land schon sehr groß, denn 2015 kam es zu schweren Ausschreitungen und Unruhen nach der Wahl. Von daher sind wir sehr dankbar, dass die Lage diesmal so ruhig blieb. Die neue Regierung bemüht sich, internationale Kontakte wiederaufzubauen.
Regelmäßig taucht Burundi in der Liste der ärmsten Länder weltweit auf. Wie erlebst du die Armut in Burundi und wie gehst du damit um?
Armut in Burundi ist sehr vielschichtig. Ein Mangel an Kleidung und Nahrung geht oft einher mit einem Mangel an Liebe und Anerkennung. Der Umgang mit der Armut ist eine tägliche Herausforderung. Wir wollen mit unserer Hilfe keine Abhängigkeit schaffen, aber gleichzeitig Barmherzigkeit leben. Deshalb helfen wir Einzelnen ganz bewusst und wollen auf Gottes Stimme hören, wie wir Jesu Liebe weitergeben können.
In eurem Gemeindegründungsprojekt wollt ihr besonders die junge, aufstrebende Generation erreichen. Was ist euer Ansatz?
Wir machen ansprechende, niederschwellige, englischsprachige, moderne Gottesdienste mit fetziger Musik. Außerdem gibt es Hauskreise, Studentenbibelkreise und Worship Nights. Was uns ganz wichtig ist: Wir wollen den jungen Leuten schnell Verantwortung geben und ihnen ermöglichen, ihre Begabungen einzubringen. Das motiviert sie. Wir geben ihnen eine Chance. Sie werden nicht künstlich klein gehalten.
Gibt es eine Begegnung in den letzten Monaten, die dich besonders bewegt hat?
Da denke ich an Moses. Er kommt aus Uganda und hat die Basiskurse unserer Gemeinde besucht. Er war einer der ersten, die dort zum Glauben kamen. Moses ging sein ganzes Leben in die Kirche, aber war nie mit dem Herzen dabei. Er kennt vermutlich mehr Bibelstellen als ich, aber er hat den Glauben nie gelebt. Jetzt ist er total verändert.
Beeindruckt bin ich auch von Parfait. Er ist der junge Tontechniker bei uns in der Gemeinde. Parfait ist ein zurückhaltender, schüchterner Mann, der aber in der Gemeinde richtig aufblüht und jetzt einen Hauskreis leitet. Jeden Sonntag ist er der erste, der zum Gottesdienst kommt, und der letzte, der geht. Er tut seinen Dienst treu, still, verlässlich und ist eine echte Stütze für uns.
Du willst die Missionsarbeit von Alexander und Tabea Biskup mit einer Spende unterstützen? Dann kannst du das über diesen Link tun.
„Mit den Menschen in Papua-Neuguinea unterwegs zu sein, war für uns ein Vorrecht“
Johannes und Carolin Wälde waren zusammen mit ihren fünf Kindern viele Jahre als Missionare in Papua-Neuguinea (PNG) im Einsatz. Johannes hat nach dem Abitur Schreiner gelernt, Carolin ist Bauzeichnerin. Nach ihrem ersten Einsatz als Technische Missionare in Ambunti/Sepik (2007 bis 2010) studierte Johannes Theologie und Soziale Arbeit an der IHL. Anschließend leiteten sie das Projekt „Shape Life“ in der Hafenstadt Wewak, das sich vor allem um Kinder aus sozialen Brennpunkten kümmert. Weitere Aufgaben waren die missionarische Arbeit im Gefängnis, Mitarbeiterschulung und Teamleitung. Nun sind sie zurück in Deutschland und beenden ihren Missionsdienst. Grund für uns, ihnen zum Abschluss einige Fragen zu stellen.
Nach insgesamt neun Jahren in PNG endet euer Missionsdienst. Warum?
Eigentlich hatten wir geplant, nächstes Jahr nach Deutschland zurückzukehren. Der Grund ist einfach die Schulsituation in Papua-Neuguinea. Wenn die Kinder größer werden, ist es mit Homeschooling und Fernschulmaterial einfach nicht mehr möglich. Dass wir jetzt schon zurückkommen, liegt an Corona. Wir hatten keine Lernhelferin mehr und die Post mit dem Fernschulmaterial kam nicht mehr an. Niemand konnte uns sagen, ob überhaupt dieses Jahr noch Post in Papua-Neuguinea ankommt. Das war für die Bildung unserer Kinder einfach keine Perspektive. Aber wir sind sehr froh, dass die Arbeit in Papua-Neuguinea weitergeht und wir mit Manuel und Christina Feige tolle Nachfolger haben.
Als Missionare fernab der Heimat gibt es schon eine Menge Entbehrungen. Hat sich der Einsatz gelohnt?
Auf jeden Fall. Natürlich gab es auch Entbehrungen, aber es war eine geniale Zeit. Der Abschied fiel uns sehr schwer. Nicht immer sieht man gleich die Früchte der Arbeit, aber Gott wirkt! Zum Beispiel in der Gefängnisarbeit. Einer der Häftlinge, den wir regelmäßig im Gefängnis besucht hatten, ging nach seiner Entlassung auf eine Bibelschule. Wir verlassen uns auf Gott, dass er sein Reich baut. Und das Thema Mission ist für uns noch nicht abgeschlossen. Vielleicht ziehen wir später nochmals los, wenn die Kinder erwachsen sind.
Wenn Leser dieses Interviews sich überlegen, Missionare zu werden: Wie würdet ihr sie für PNG motivieren?
Das Land ist so wunderschön und wenn man Herausforderungen sucht, ist PNG das richtige. Mit Menschen zusammenzuarbeiten, die kulturell komplett anders sind als wir, ist sehr besonders und bereichernd. Die Menschen haben ihr Herz auf der Zunge und tragen ihre Gefühle offen nach außen. Mit ihnen unterwegs gewesen zu sein, war für uns ein großes Vorrecht. Außerdem hat uns die Vielfalt im Land beeindruckt. Wir waren mit Menschen im Busch unterwegs, die wie in der Steinzeit leben und natürlich nicht lesen oder schreiben können. Gleichzeitig gibt es in den Großstädten hochgebildete Menschen. Und alle sind offen für den Glauben, man kann ganz natürlich über Jesus sprechen. PNG ist herausfordernd und spannend. Langweilig wird es nie!
Gibt es eine Person, die euch in eurer ganzen Zeit in PNG besonders beeindruckt hat?
Das ist für uns Ruben Wak. Er ist der Leiter unserer Partnermission vor Ort. Er hat in seinem Leben unglaublich viel Leid erfahren und ist trotzdem ein so treuer Missionar. Trotz allem, was er durchmachen musste, steht er fest im Glauben und weiß, was er an Jesus hat. Er ist uns zu einem großen Vorbild geworden.
Habt ihr Sorge, dass eure Kinder jetzt in Deutschland einen „Kulturschock“ bekommen?
Ein bisschen haben sie schon einen Kulturschock bekommen. Aber er fällt bisher nicht so schlimm aus, wie wir es befürchtet haben. Sie vermissen PNG schon sehr. Es wird sicherlich immer mal wieder schwierig werden, aber wir sind zuversichtlich, dass Gott es auch in Deutschland für unsere Kinder gut machen wird.
Was werdet ihr an Papua-Neuguinea am meisten vermissen?
Die Natur, das Meer und natürlich die Menschen. Unser Leben war schon sehr abwechslungsreich. Wir haben die Freiheit geschätzt und wir haben es genossen, gemeinsam als Familie im Dienst gewesen zu sein. Unsere Kinder waren Teil der Mission. Das war sehr schön für uns.
Eure Zeit bei der Liebenzeller Mission endet jetzt. Werdet ihr Mission trotzdem weiter leben und fördern?
Wir hoffen sehr. Mission wird immer Teil von uns sein. Der Missionsgedanke wird bei uns weiterhin groß sein.
Eigentlich leben 8.000 Einwohner in ihrem Einsatzort Peñíscola. Im Sommer sind es durch die Touristen in 150.000. Daniel und Rosita Suchalla arbeiten seit vier Jahren in der Gemeindeaufbauarbeit in Spanien. Daniel ist Konditor und hat an der Interkulturellen Theologischen Akademie (ITA) in Bad Liebenzell studiert. Rosita ist als Missionarskind in Peru aufgewachsen. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin. In den nächsten Wochen sind sie in Deutschland unterwegs, um über ihre Arbeit zu berichten. Wir haben Daniel ein paar Fragen gestellt.
Was motiviert euch für eure Arbeit in Spanien?
Wenn wir sehen, wie das Leben von Menschen verändert wird, ist das unsere größte Motivation. Wir haben erlebt, wie Menschen ihr Leben um 180 Grad geändert haben. Zum Beispiel bei einer Frau aus unserem Hauskreis. Ihr Mann hat sie regelmäßig bedroht und hatte sogar einen Selbstmordversuch hinter sich. Sie blieb trotz allem bei ihm. Wir haben immer gesagt: „Wenn dieser Mann zu Jesus findet, wäre das ein krasses Wunder.“ Und Gott hat dieses Wunder getan.
Was ist die größte Herausforderung eurer Arbeit?
Sich das Vertrauen von Leuten zu erkämpfen. Ein Grundvertrauen gibt es in Spanien nicht. Die Menschen misstrauen sich. Ein Rezept für eine Lösung habe ich nicht. Es geht aber nur über den Aufbau von Beziehungen.
Welches Erlebnis aus der letzten Zeit hat euch besonders bewegt?
In Benicarló hatten wir eine offene Jugendarbeit. Da kamen auch regelmäßig 20 bis 30 marokkanische Jungs dazu. Mit Glauben hatten sie nichts am Hut. Einmal kam ein Junge zum Pastor und hat ihn um einen Rat gefragt, weil er in eine Lebenskrise kam. Das hat uns gezeigt, wie Vertrauen wachsen kann.
Was können Deutsche von Spaniern und Spanier von Deutschen lernen?
Deutsche können von Spaniern lernen, etwas lockerer und nicht so gestresst zu sein, denn damit kommt man in der Regel leichter durchs Leben. Spanier können von Deutschen effizienteres Arbeiten lernen: Man trifft sich, beschließt etwas und dann macht man es auch so. Das ist schon etwas wert.