Tobias und Sarah Müller arbeiteten von 2011 bis 2023 als Missionare in Malawi. Seit September 2018 waren sie für die Schulungsarbeit unter Pastoren und Gemeindeleitern, die missionarischen „impact“-Einsätze und administrative Aufgaben verantwortlich. Zuvor waren sie im Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi sowie am Chisomo-Zentrum tätig. Ab September 2023 leiten sie das Liebenzell House in Toronto. Dort betreuen sie die angehenden Missionare in ihrer Vorbereitungszeit und Studierende der Interkulturellen Theologischen Akademie während ihres Auslandsemesters in Toronto. Ebenso sind sie für die Teilnehmenden des Jüngerschaftsprogramms „impact-move“ zuständig. Zusammen mit ihren beiden Kindern haben sie einen Zwischenstopp in Deutschland gemacht. Dabei haben wir ihnen einige Fragen gestellt.
Ihr habt zwölf Jahre in Malawi gelebt und gearbeitet. Wie fällt euer Fazit aus?
Für uns war es eine Bereicherung, nicht nur selbst zu geben, sondern auch von den Malawiern viel zu lernen. Es ist spannend im Rückblick zu sehen, wie man sich entwickelt, tiefer gedrungen ist und manches besser verstanden hat. Unser Motto für dieses Jahr lautet „Losing is gaining“ (Verlieren bedeutet gewinnen). Man nimmt schon einiges auf sich, wenn man zwölf Jahre in einem afrikanischen Land lebt, muss auf manches verzichten. Aber in der größeren Perspektive ist vieles ein echter Gewinn. Wir konnten unseren Blick weiten, haben Freunde kennengelernt und viele Überraschungen erlebt.
Unser Eindruck ist: In Deutschland wird viel gejammert, sicher manchmal auch berechtigt. Aber trotz aller Schwierigkeiten in unserem Land leben wir in einem großen Überfluss. Dieser Unterschied fällt uns natürlich besonders auf, weil wir gerade erst aus Afrika zurückgekommen sind. Vieles ist im Westen einfach selbstverständlich, wofür wir dankbar sein können. Trotz der Energiekrise ist bisher immer Strom vorhanden gewesen. In Malawi ist das ganz anders. Da mussten wir immer den Strom fürs Wäschewaschen oder Bügeln nutzen, wenn er halt da war.
Was werdet ihr an Malawi vermissen?
Die Malawier sind sehr dankbar und großzügig, obwohl viele Menschen sehr wenig haben. Malawier sind gerne unter den Leuten. Sie bleiben auch mal länger sitzen. Sie leben eine besondere Gastfreundschaft. Das haben wir sehr genossen. Was wir auch vermissen werden, ist die einfache Art, über Gott und die Bibel reden zu können. Für die Menschen in Malawi steht außer Frage, dass es einen Gott gibt. Ins Gespräch über Jesus kommt man sehr leicht – auch mit Muslimen.
Was wünscht ihr den Menschen in Malawi?
Wir wünschen ihnen, dass sie trotz ihrer Armut die Ressourcen erkennen, die sie haben. Gott segnet jeden Menschen mit irgendetwas – egal, ob er viel hat oder wenig. Wir wünschen ihnen, dass sie erkennen, dass Gott auch das Kleine segnet. Außerdem hoffen wir, dass geistliches Wachstum geschieht, dass Gemeinden geistlich reif werden.
Auf was freut ihr euch in eurer neuen Aufgabe in Kanada?
Wir haben eine Bibelschule und ein Dorfentwicklungsprojekt geleitet und Schulungsarbeit gemacht. Dabei haben wir viel durchlebt – auch schwierige Zeiten und Tiefen. Wir haben gelernt, damit umzugehen. Gott hat uns durchgeführt. Diese Erfahrungen an zukünftige Missionare weiterzugeben und sie zu ermutigen, das reizt uns sehr und darauf freuen wir uns. Wir sind gerne im Gespräch mit jungen Menschen. Ein gegenseitiges Lernen auf Augenhöhe ist uns wichtig. Beide Seiten können voneinander profitieren.
Was seht ihr als Herausforderung in Kanada an?
Als Familie dort anzukommen, uns neu zu orientieren und dann unter einem Dach mit 15 bis 20 Personen zu leben, wird bestimmt herausfordernd. Wir wollen in das Leben von jungen Menschen hineinsprechen, wissen aber, dass wir dabei auf Gott angewiesen sind. Es ist ein Privileg und eine große Verantwortung, andere Menschen prägen zu dürfen.
Wie sehen die nächsten Wochen für euch aus?
In den nächsten Wochen werden wir eine Reflexions- und Studienzeit in den USA haben und bei Sarahs Schwester in New Jersey leben. Nachdem wir Armut in der Zweidrittelwelt erlebt haben, wollen wir uns darüber in der westlichen Welt informieren. Dazu werden wir Armutsbekämpfung in New York City kennenlernen – unter anderem, um unseren Blick zu weiten und gut in unsere neue Arbeit starten zu können. Auch werden wir beim US-amerikanischen Zweig der Liebenzeller Mission reinschauen.
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