Andreas und Rahel Gross leben seit Dezember 2009 in Japan. Nach ihrem Sprachstudium arbeiteten sie rund sechs Jahre im Gemeindeaufbau in Ome, einer Stadt mit 136.000 Einwohnern im Westen Tokios. Seit 2020 ist Andreas Teamleiter für Japan und unter anderem verantwortlich für die Anleitung neuer Missionarinnen und Missionare. Beide haben die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert und waren zwei Jahre beim Liebenzeller Gemeinschaftsverband tätig. Sie haben vier Kinder. Derzeit sind sie in Deutschland und berichten von ihrer Arbeit. Wir haben Andreas einige Fragen gestellt.
Christen sind in Japan eine kleine Minderheit. Was bedeutet das für die Gemeinden vor Ort?
Zuallererst bedeutet das für die Gemeinden, dass sie meistens klein sind und nur etwa 30 bis 40 Gemeindeglieder haben. Einen akuten Pastorenmangel gibt es auf der ganzen Welt, besonders auch in Japan. Es fehlen vor allem ehrenamtliche Verkündiger. Da viele Pastoren schon ziemlich alt sind – fast 20 Prozent der Pastoren sind über 80 – fehlt manchmal eine lebendige Dynamik, um für die jüngere Generation am Ball bleiben zu können.
Auf der anderen Seite staune ich sehr über die Hingabe und Einsatzbereitschaft der japanischen Christen. Selbst kleinere Gemeinden organisieren Weihnachtskonzerte, evangelistische Verteilaktionen und helfen zum Teil auch Nachbar-Gemeinden, wenn sie dort gebraucht werden. Sie schaffen einen Blick über ihren eigenen Tellerrand hinaus, was ich sehr schätze und mich sehr freut.
Was ist die größte Herausforderung für Missionsarbeit in Japan?
Missionsarbeit steht und fällt mit einer guten Partnerschaft. Wir wollen sie lebendig halten und leben. Das Prinzip eines gemeinsamen Arbeitens auf Augenhöhe, was wir in Deutschland kennen und leben, gibt es in Japan nicht wirklich. Da läuft alles sehr hierarchisch ab. Gerade für junge Missionare ist das am Anfang oft gewöhnungsbedürftig. Für uns bedeutet das, immer wieder neu zu lernen, dass es nicht darum geht, was aus unserer Sicht gut und wichtig wäre, sondern welche Bedürfnisse die Gemeinden vor Ort haben. Dazu sind wir ja auch da. Wir wollen den Menschen und den Gemeinden in Japan dienen.
Wie sehen deine Aufgaben als Teamleiter aus?
Ein Schwerpunkt ist die Begleitung der neuen Missionare. Aktuell haben wir in Japan Lara und Stefan Degler, Bille und Max Seifert und Jael und Herrmann Stamm als junge Missionare. Ein großer Bereich ist auch die Mitarbeit im Vorstand der Körperschaft der Liebenzeller Mission in Japan, zu der auch das Freizeitheim in Okutama gehört. Unseren Einsatz in der Körperschaft schätzen die Japaner sehr.
Drei junge Ehepaare haben als Liebenzeller Missionare in Japan begonnen. Wo werden sie eingesetzt sein?
Das ist noch eine gute Frage. Ehepaar Seifert wird sich vermutlich in einer Gemeindegründung in Tokio engagieren. Sie kommen aus Berlin und haben so ein Herz für die Großstadtarbeit. Aktuell sondieren wir, welche Arbeit genau passen könnte. Ehepaar Degler wird die nächsten Jahre noch in Sakuragawa bleiben. Sie freuen sich auf den japanischen Missionar, mit dem sie dann ab dem nächsten Frühjahr zusammenarbeiten werden. Der Schwerpunkt von Familie Stamm wird die missionarische Medienarbeit sein. Außerdem werden sie in den nächsten beiden Jahren die Japan-Gruppe unseres weltweiten Jüngerschaftsprogramms impact-move betreuen.
Wie sieht der Alltag eurer Kinder in Japan aus?
Wenn wir wieder zurück in Japan sind, werden wir im Schülerheim der Liebenzeller Mission wohnen. Bisher hatten unsere Kinder einen sehr weiten Schulweg zur Deutschen Schule Tokio-Yokohama. Zukünftig wird es viel kürzer sein. Da können sie dann hin und wieder auch nachmittags ihre Freunde treffen. Ansonsten geht die Schule in Japan bis in den Nachmittag, danach wird zu Hause noch gelernt und dann ist schon Abendessen-Zeit. Am Wochenende sind die Kinder bei uns in der Gemeinde dabei. Da gehen sie gerne mit. Ein Highlight sind für sie immer die Treffen mit dem Missionarsteam. Darauf freuen sie sich besonders.
Welche Eigenschaft schätzt ihr an den Menschen in Japan besonders?
Die Treue und Loyalität der Japaner allgemein und der japanischen Christen im Besonderen. Man kann sich absolut auf sie verlassen.
Du willst die Missionsarbeit von Andreas und Rahel Gross mit einer Spende unterstützen? Dann kannst du das über diesen Link tun.